be

Leicht
machen sie es einem nicht, die sechs Jungen von be. Jammen hier die
Beastie Boys mit Galliano, lebt Jimi Hendrix und hat er mit einer
Jazzcombo ein Album aufgenommen, oder ist es einfach nur der Sound,
der entstanden wäre, wenn Miles Davis nachts um vier in einem Club
im heutigen Berlin seine Trompete ausgepackt hätte? Irgendwie
stimmt das alles, doch trotzdem legen die Mittzwanziger aus Hannover
eine mit unbekümmertem Selbstbewußtsein gepaarte Eigenständigkeit
an den Tag, die -nicht nur in der deutschen Musikszene - selten ist.
Zwar bedienen sie sich in ihren Songs der englischen Sprache, doch
amerikanische Hip-Hop-Klischees sucht man vergeblich. Und obwohl ein
Teil ihrer musikalischen Wurzeln natürlich in jener Zeit verankert
ist, als neue Produkte noch nach Vinyl rochen, ist der Sound des
Debütalbums "bold" doch State of the Art der Neunziger.
"In der Vergangenheit zu wühlen ist nur interessant, wenn man
die Fundstücke entstaubt und in einen neuen Zusammenhang
bringt.", erkärt Gitarrist Malte.
Und so finden sich auf "bold" fette
Seventies-Funkgrooves, die mit heftigen Shout-Raps drapiert sind und
das gewisse Lost-Generation-Flair vermitteln ("20 something),
düster-eingängige "psycho-active-tripped-hop"-Songs, die
in atmosphärische Soundgefilde entführen und von gedämpften
Trompetenlinien und Gregors tiefen Raps leben ("Black
Rain"), ebenso Songs, die mit jazzigen Untertönen und
irrwitzigen DJ-Scratches für kribbelnde Momente sorgen ("Cult
& Commercials"). Sogar vor einem mit schweren Drum-Loops
unterlegtem Hendrix-Cover scheuen sie sich nicht zurück ("Castles
Made Of Sand") und meistern dies ebenso wie jenes kleine Easy
Listenig-Schmankerln, das sie "Kidnapped" getauft haben
und vor der Muckerpolizei als Latin-angehauchtes Liebeslied
deklarieren! "Overall the sound of be is young and subcultured."
schrieb ein kluger Mensch neulich in einer CD-Besprechung, "It's
about girls in mini-t's and marijuana leaves. It's about drop outs
who go to jazz festivals an work at night. This band attacks hip hop
and its surroundings with a very 90's slightly "hip"
slightly "fucked" style." Auf der Suche nach Neuland
kreuzen sich auf dem gesamten Album immer wieder kultige
Seventies-Pfade mit frischen Sounds und Dance Grooves: Denn
natürlcih wissen be, wer Tricky ist und wie man einen Sampler so
füttert, daß die coolen Klänge nur so rausplätschern.
Kein Wunder, daß diese Band bald über die Grenzen ihrer
Heimatstadt hinaus Beachtung fand. Estaunlich ist nur, in welch
rasantem Tempo die bisherige Entwicklung sich vollzog: Als
Session-Band gegründet, gaben be ihr Live-Debut auf der legendären
Stoned-Soul-Picnic-Party am 19.03.94. "Die irrste Mischung aus
Live-Band und Hip-Hop-Act, wie es sie so zuvor in Hannover nie
gab." - und das, obwohl Vorzeige-Rapper (und mittlerweile auch
Sänger) Gregor erst einen Monat vor dem Gig verpflichtet werden
konnte. Nur drei Monate nach dem Debut gewann be den begehrten
Radio-FFN-Wettbewerb "Local Heroes" (vor 700 Bands) und
somit eine Studioproduktion in der Star-Schmiede Peppermint Park.
Produzent Jens Krause (Fury In The Slaughterhouse, Big Light, Terry
Hoax) sah das Potential der Band und vermittelte den Plattenvertrag
mit der EMI. Jener Jens Krause war es auch, der schließlich die
Produktion des Albums übernahm und so für den letzten Schliff des
Rohdiamanten be sorgte. Dabei gelang es ihm, den für be typischen
Sound zwischen hart und soft, schräg und poppig, hot und cool
meisterlich auszubalancieren.
be als neuer Hoffnungsträger - natürlich, aber schließlich
bekommen viele junge Bands dieses Etikett aufgedrückt. Doch
zumindest in Hannover hat sich mittlerweile der Spieß umgedreht,
und viele Fans müssen inzwischen hoffen, überhaupt Tickets für
die be-Konzerte zu ergattern. Denn live mutiern die stets mit DJ
verstärkten be-ologen zu wilden Party-sanen, die mit ihren irren
Outfits und explosiver Show bisher immer für Schweißausbrüche
sorgten. "Wir sind in erster Linie eine Live-Band. Ich glaube,
man, sieht uns einfach an, wieviel Spaß wir auf der Bühne
haben", spricht Rapper Gregor wohl für alle Bandmitglieder.
"be watcha wanna be" lautet ihr Motto - und wer von diesem
bunten Groove Cocktail kosten will, dem kann man nur raten, bei
einem der Gigs anzutanzen - "be there"!
be sind:
Gregor Blumenthal: vocals
Bertil Mark: drums
Malte Hagemeister: guitar, vocals
Sascha: Percussion
Daniel Simon: bass
Flow: trumpet, vocals, keys
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