Der Burgberg und die Hohenburg

In memoriam - wir erinnern uns an Freunde

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Erfüllung eines Traum

Interview mit Festivalmitbegründer Michael Dippel zum 25. Festivaljubiläum 2005

~ Michel, du gehörst zu den Gründern des Burgbergfestivals - was bedeutet das Festival für dich?

Das 1. Burgbergfestival 1981 war für mich die Erfüllung eines Traums. Wir hatten in den 70ern auf dem Burgberg gespielt. Damals diente ein Gummiwagen als Bühne - aber die Atmosphäre war so großartig, das wollte ich wieder aufleben lassen. Live-Musik auf der Burg, das war unser großes Ziel.

Für dieses Ziel habe ich mich dann mit voller Wucht reingekniet. Die Zeit vor dem Festival war immer eine Zeit des Darbens und Dürstens. Ich war so aufgeregt, dass ich weder essen noch trinken konnte. Anfangs hatten wir die Verantwortung ja noch auf ganz wenige Schultern verteilt und keine Erfahrung.

Wochenlang vor dem Festival ging der Blick immer sorgenvoll zum Himmel und wir haben ständig den landwirtschaftlichen Wetterbericht angerufen. Das war damals die einzige Quelle für einen langfristigen Wetterbericht.

Und natürlich war Improvisation angesagt.

~ Aber ihr wart schon professioneller als damals der Gummiwagen.

Na klar, die Bands hatten ja Anfang der 80er ein wesentlich größeres Equipment. Da musste eine große Bühne auf den Burgberg. Die Idee kam mir, als ich eines Tages aus meinem damaligen Schlafzimmerfenster in der Kassler Straße auf den Holzhof der Firma Kufferath blickte. Da gab es große Palettenstapel. Das war die Lösung für den Unterbau der Festivalbühne. Und so haben wir an vielen Stellen mit Phantasie improvisiert und das erste Festival auf die Beine gestellt.

~ Was bedeutet das Festival heute für dich?

Heute ist das Burgbergfestival eine feste Größe und aus der Homberger Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken. Ich sehe das Festival heute aber mehr aus der Sicht eines Besuchers.

Ich hätte mir damals so nach dem 10. Festival gewünscht, dass wir uns mehr spezialisieren, eine Nische suchen, die von anderen Festivals nicht besetzt wird. Die Musikrichtung wäre mir dabei egal gewesen, aber es sollte halt nicht weiter Mainstream sein. Immerhin haben wir seit Öffnung der Grenze eine zentrale Lage mitten in Deutschland.

Mit dieser Idee konnte ich mich nicht richtig durchsetzen und habe mich zurückgezogen. Aber natürlich unterstütze ich das Festival weiter, sei es mit meiner Anlage für die kleine Bühne oder mit anderem Material.

Und dann trifft man auf dem Festival auch Leute, die sieht man sonst das ganze Jahr nicht.

~ Du hast das Festival ja nicht nur als Planer erlebt, sondern auch als Musiker mit deiner Band Chip’n Steel und mit anderen Bands.

Es ist natürlich großartig, auf der Bühne seines ‘eigenen Kindes’ zu stehen. Das war immer ein Traum, einmal auf dieser Bühne zu spielen. Ich kann die Musiker verstehen, die große Festivals gewöhnt sind und doch von der tollen Atmosphäre auf dem Burgberg schwärmen, das ist ein großartiges Gefühl.

Leider waren die Begleitumstände bei unseren Auftritten meist widrig. 1987 musste das Festival wegen Unwetter verlegt werden und 1991 hat es auch geregnet. Aber der Blick von der Bühne auf das Publikum auf dem Berg ist schon einzigartig.

~ Hättet ihr damals gedacht, dass wir das 25. Burgbergfestival feiern können?

Na ja, am Anfang waren wir natürlich froh, dass es überhaupt geklappt hat und haben höchstens bis zum nächsten Festival gedacht. Aber ich hab’ nie gesagt: das gibbet sowie nix. Und spätestens als ich gesehen habe, dass sich die Leute durch nichts abhalten lassen und auch bei widrigsten Umständen weiter geplant haben und das nächste Festival mit auf die Beine gestellt haben, war klar, dass es weiter gehen kann.
Aber natürlich hat sich bei mir vor allem das allererste Festival so in der Erinnerung festgefressen, dass ich manchmal glaube, es ist erst zwei, drei Jahre her. Da kann ich mich noch an kleinste Details erinnern.

~ Was ist dein Wunsch für die nächsten 25 Jahre Burgbergfestival?

Ich wünsche mir, dass die Leute so lange es geht dabei bleiben. Ich hoffe, dass das Festival auch weiterhin alle Nackenschläge gut übersteht, Glück mit dem Wetter hat, finanziell auf festen Füßen steht und es vor allem immer eine Kontinuität in der Nachfolge bei den Festivalplanern gibt. Dann kann für die nächsten 25 Festivals nichts schief gehen.

Interview: Klaus Bölling