Storm, Theodor (1817-1888), deutscher Dichter und bedeutender Novellist. Storm ist einer der führenden Vertreter des poetischen Realismus in der deutschen Dichtung.
Storm wurde in Husum geboren. Er studierte Jura in Kiel und Berlin und ließ sich später als Advokat in seiner Heimatstadt nieder. Im Zuge der Einnahme Schleswigs durch Dänemark (1853) verlor er sein Amt und zog daraufhin nach Potsdam. Im Jahr 1864 kehrte er in das mittlerweile zu Preußen gehörende Husum zurück. Von 1874 an war er als Oberamtsrichter tätig. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Hademarschen.
Storms literarische Vorbilder waren Schriftsteller der Spätromantik, insbesondere Eduard Mörike, Joseph von Eichendorff und Heinrich Heine. Freundschaftliche Beziehungen und regen Briefwechsel pflegte er mit Mörike, Theodor Fontane, Gottfried Keller, Paul von Heyse sowie mit dem russischen Literaten Iwan Turgenjew. Storms frühe Gedichte erschienen in dem Band Liederbuch dreier Freunde (1843), den er gemeinsam mit seinem Schulfreund Theodor Mommsen und dessen Bruder Tycho publizierte. Er bringt darin seine Enttäuschung über die Abweisung durch Berta von Buchau zum Ausdruck, der er einen Heiratsantrag gemacht hatte.
Ab den fünfziger Jahren wandte er sich verstärkt der Novelle als der seiner Ansicht nach strengsten Prosaform zu. Sein erstes bedeutendes Werk war die nostalgisch-melancholische Stimmungsnovelle Immensee (1851) über vergangene glückliche Kinderjahre. Unter dem Eindruck der frühen lyrischen Dichtungen Goethes suchte Storm seinen Vorstellungen von Liebe und Natur sowie seinen tiefen Gefühlen für seine norddeutsche Heimat aufrichtig Ausdruck zu verleihen. Seine sprachlich schlichten und dennoch ausdrucksvollen Werke überzeugen durch Wohlklang und Vollendung in der Form. In späteren Jahren seines Schaffens verarbeitete er in seinen stärker realistisch geprägten Novellen zunehmend psychologische Aspekte und setzte sich in einem breiteren Kontext mit gesellschaftlichen Fragen auseinander, so beispielsweise in den Werken Im Schloß (1861), Pole Poppenspäler (1874), Carsten Curator (1878), Ein Doppelgänger (1887) und Ein Bekenntniß (1887); in der letztgenannten Novelle befaßte er sich mit dem Thema Euthanasie. Storms berühmteste und mehrfach verfilmte Novelle trägt den Titel Der Schimmelreiter (1888). Die tragische Erzählung erschien in seinem letzten Lebensjahr. In seinen Spätwerken sind bereits Tendenzen des Naturalismus erkennbar. Der Einfluß von Storm ist unter anderem in den Werken Rainer Maria Rilkes und Thomas Manns spürbar.
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