Gefährdung von Robben und Seehunden

Interview vom 29.07.1998 
Interview: Hans-Ulrich Rösner

Lärm-Smog unter Wasser

Der WWF-Projektleiter Wattenmeer über Seehunde, Schweinswale und Schnellfähren

taz: Herr Rösner, was halten Sie von einem Schnellkatamaran nach Sylt?

Hans-Ulrich Rösner: Der WWF lehnt das ab. Wir betrachten den küstennahen Einsatz dieser turboschnellen Boote mit großer Sorge. Da herrschen rein wirtschaftliche Erwägungen; Umweltaspekte interessieren bestenfalls am Rande.

Befürchten Sie negative Folgen für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer?

Es könnte zu Kollisionen mit Meeressäugern kommen, vor allem mit Schweinswalen. Vor Sylt und Amrum ist die Kinderstube dieser bedrohten Kleinwale. So ein Hochgeschwindigkeitsboot könnte eine erhebliche Gefährdung für sie darstellen.

Auch für Seehunde und Kegelrobben?

Ja, natürlich. Aber es ist nicht nur die enorme Geschwindigkeit. Wir haben bei der bislang einzigen Schnellfähre im Nationalpark, dem "Adler Express" zwischen Nordstrand, Hooge und Sylt, einen massiven Wellenschlag beobachtet. Da brechen weit hinter der Fähre erhebliche Wogen auf die Prielränder. Das vertreibt viele Eiderenten und andere Seevögel.

Solche Jet-Boote sind alles andere als leise. Als Ursache der Pottwal-Strandungen vor Eiderstedt im Winter gelten Störungen des Ortungssystems der Wale durch Unterwasser-Krach.

Der Lärm-Smog im Meer wird immer unkalkulierbarer. Leider wissen wir noch zu wenig darüber, weil es zu wenige Untersuchungen gibt. Aber es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Lärm von Schiffen und Bohrinseln vor allem die Meeressäuger stark beeinträchtigt.

Welche Möglichkeiten bietet das Nationalpark-Gesetz, Schädigungen zu verhindern?

Kaum eine, da der Bundesverkehrsminister zuständig ist. Wer sich an dessen Befahrensregelung hält, also an die Route und die Höchstgeschwindigkeit von 16 Knoten, der darf da fahren. Der größte Teil der Strecke dürfte ohnehin außerhalb des Nationalparks liegen. Da werden wir darauf dringen, dass zumindest der Knobsand vor Amrum weiträumig umfahren wird. Dort ist die einzige Kolonie von Kegelrobben in Deutschland. Und die stehen ebenfalls auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Da darf es keine weiteren Gefährdungen geben.

Interview: smv TAZ-HAMBURG Nr. 5594 vom 29.07.1998 Seite 17 Hamburg

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© by Klaus Bölling