Salz & Moor - Besiedlung und Zerstörung der Uthlande

Besiedlung und relativer Reichtum der nordfriesischen Uthlande im Mittelalter hängen eng mit der Gewinnung des kostbaren Salzes zusammen.

Am Ende der Eiszeit bildeten sich im Bereich der nordfriesischen Uthlande große sumpfige Flächen, die durch den steten Zufluss nährstoffreicher Schmelzwasser dicht bewachsen waren. Es entstanden Niedermoore, die heranwuchsen, bis sie über der Wasserfläche lagen, Hochmoore bildeten sich heran. Die moorigen Flächen wuchsen zu einer bedeutenden Stärke heran. 

Mit Ansteigen der Meerespiegel überfluteten die Moore mit Salzwasser und starben ab, Schlick lagerte sich ab, unter der Schlickschicht entstanden die Torfschichten, in denen sich das Salz nach Verdunstung des Wassers anreichern konnte. Über den Torfschichten bildete sich durch Ablagerung von Sedimenten die Bodenfläche der Marsch heran, die später von den Friesen besiedelt wurde.

Die Friesen wanderten etwa ab 650 unserer Zeit nach Nordfriesland ein. Sie wichen in ihren Ursprunggebieten West- und Ostfriesland dem zunehmenden fränkischen Druck. Die Ansiedlung vorausgegangen waren Handelbeziehungen z. B. mit dem wichtigen Handelsort Ribe an der jütischen Küsten. Nordfriesland war zu dieser Zeit ein fast menschenleeres Gebiet, durch sumpfige Moore weitgehend vom Geestkern des Festlandes abgeschnitten, für die Friesen aber von See aus gut zu erreichen. Zunächst wurden die höhergelegenen Geestkerne der heutigen Inseln Amrum, Föhr und Sylt besiedelt, später auch die fruchtbaren und ertragreichen Marschlandschaften. Die Besiedlung der Marschen mit auf Warften vor Fluten geschützten Wohnplätzen fällt etwa ins 12. Jahrhundert.

Über den Torfschichten hatten sich teilweise meterhohe Kleischichten abgelagert. Bei der Urbarmachung der Böden stießen die Friesen auf diese Torfschichten, die sie teilweise als Brennmaterial nutzen. Bald begann der planmäßige Abbau der Torfflächen zur Gewinnung von Salz. Salz war eines der kostbarsten Güter und wurde nicht nur zur Konservierung der eigenen Lebensmittel genutzt, sondern stellte vor allem ein sehr kostbares Handelsgut dar. So bestand der Handel der Friesen hauptsächlich aus Salz, Vieh, aber auch Bernstein, dem Gold des Nordens.

Zur Gewinnung des Salzes wurden die Kleischichten in großen Blöcken von der Torfschicht entfernt (siehe Abblidung), der Torf wurde abgebaut und verbrannt. Die Asche wurde anschließend zu den Salzbuden transportiert. Dort wurde die Asche mit Wasser aufgelöst und durch Filterschichten aus Stroh und Torfsoden geschüttet, um die Aschereste auszufiltern. Anschließend wurde die Sole gekocht, bis das Wasser verdunstet war. Salzhaltiger Torf konnte dazu nicht verwendet werden, er zerstörte die Kessel.

Abbauspuren der Torfgewinnung finden sich vor allem in den nördlichen Wattgebieten, südlich - im Bereich Pellworm, Südfall, Nordstrand, lagen wahrscheinlich die Salzbuden, in denen die Asche weiterverarbeitet wurde. von dort fand auch der Handel mit dem Salz statt, bei dem zunächst die Hafenstadt Rungholt eine wichtige Rolle spielte. Mit dem Salzhandel konnte Nordfriesland auch einen gewissen Reichtum erwirtschaften, er spielte eine große Rolle. Nach dem Untergang Rungholts entstanden im verbliebenen Gebiet um die Hallig Südfall neue Salzbuden, wie ein Brief an Bremer Händler aus dem Jahr 1400 zeigt, in denen ihnen sicheres Geleit und volle Salzbuden versprochen werden.

Der Torfabbau führte aber auch zu einer beachtlichen Senkung des Bodens, der ohnehin kaum über dem Meeresspiel lag. Er spielte damit auch eine Rolle bei der Zerstörung der Uthlande durch die Sturmfluten. Insbesondere die Zerstörungen des Landes durch die Fluten des 17. Jahrhunderts dürften in ihrem verheerenden Ausmaß durch den inzwischen sehr fortgeschrittenen Abbau von Torfflächen mitbedingt gewesen sein. Teilweise wurden sogar bedeichte Gebiet wieder ausgedeicht, um dem Meerwasser die Möglichkeit zur Eindringen auf die Abbauflächen zu ermöglichen. Reichtum und Untergang der Uthlande hängen somit eng zusammen - wie schon die Sagen um den Untergang Rungholts belegen.

Quelle: Hans-Herbert Henningsen, Rungholt - der Weg in die Katastrophe,  Band 2 Husum 2000
Martin Segschneider, Hünengrab und Brunnenring: Archäologie Nordfrieslands, in: Das große Nordfriesland-Buch, Hamburg, 2000
 

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© by Klaus Bölling