Grote Mandränken - die großen Sturmfluten
Meeresspiegelanstieg,
Bodensenkung durch Torfabbau und Entwässerung und Sturmfluten - zusammen haben
diese Faktoren zur Zerstörung weiter Flächen der ursprünglichen Uthlande
geführt. Einige dieser Fluten sind in besonderer Erinnerung geblieben, weil sie
extreme Zerstörungen gebracht haben.
In ganz besonderer Erinnerung sind die beiden groten Mandränken,
Sturmfluten, die viele Opfer forderten und deren Zerstörung das bild der
Uthlande nachhaltig veränderte. Das besondere an den beiden groten Mandränken
ist, dass sie ihre Zerstörungskraft nicht nur durch das die Deiche
überflutende Wasser entfalteten, sondern die Auswirkungen der Flut mit dem
Einbruch der Seegatten in vormals landfeste Gebiete zusammenhängt.
Mit der Bezeichnung grote Mandränken werden die beiden Fluten vom 16. Januar
1362 und vom 11. Oktober 1634 bezeichnet. Beide Fluten haben insbesondere das
Gebiet des alten Strandes - die heutige Region um die Inseln Pellworm und
Nordstrand - betroffen. Die erste grote Mandränke führte zum Untergang der
Stadt Rungholt, die zweite grote Mandränke 1634 zerstörte die Insel
Alt-Nordstrand und hinterließ weitgehend das heutige Erscheinungsbild des
Wattenmeers. Viele der während dieser Flut zerstörten Flächen konnten nicht
mehr bedeicht werden, da die Seegatten Fallstief (=Norderhever) und Heverstrom
sich im Zuge der Flut in den Boden gruben.
Sturmfluten entstehen, wenn es aufgrund des Druckausgleichs zwischen einem
Hoch- und einem Tiefdruckgebiet zu extremen winden kommt. Je höher der
Druckunterschied zwischen den Gebieten, umso stärkere Winde können entstehen.
Der Wind drückt das Wasser gegen die Küste, der Windstau führt zu extremen
Wasserständen, die teilweise auch bei Ebbe nur unwesentlich abschwellen.
Erreicht der Windstau sein Maximum zusammen mit der auflaufenden Flutwelle,
erreichen die Wasserstände verheerende Höhen. Für die deutsche Nordseeküste
werden für ein Zusammentreffen aller Bedingungen mögliche Wellenhöhen von 7
Metern geschätzt. Um ihnen begegnen zu können, wurden die Deiche immer wieder
erhöht und haben nun eine Höhe von 8 Metern.
Eine der schlimmsten Fluten traf die Küste in der Nacht vom 3. - 4. Februar
1825. Betroffen waren hauptsächlich die Halligen, auf denen es zu großen
Zerstörungen kam, 74 Menschen starben, fast alle Tiere ertranken und die
meisten Hallighäuser waren zerstört und ganz verschwunden. Die Aufgabe der
Halligen, die immer mehr Fläche verloren hatten, wurde erwogen - aufgrund ihrer
Bedeutung für den Küstenschutz, wurden sie erhalten.
Besonders hart getroffen wurde die Küste auch von der Sturmflut in der Nacht
vom 16. zum 17. Februar. Wieder wurden auf den Halligen viele Gebäude
zerstört. Nach der Flut errichtete man auf den Halligen Häuser mit
sturmflutsicheren Schutzräumen. Folge der Flut war auch ein Generalplan zur
Deichverstärkung. Deichlinien wurden verkürzt und die Deiche erhöht. Zum
Glück, denn 1976 lief am 3. und 4. Januar eine Sturmflut auf, die alle bisher
gemessenen Pegelstände bei weitem übertraf. Und alle Voraussagen gehen davon
aus, dass die Fluthöhen weiter steigen werden.
Quelle: Hans-Herbert Henningsen, Rungholt
- der Weg in die Katastrophe, Band 2 Husum 2000
Martin Segschneider, Hünengrab und Brunnenring: Archäologie Nordfrieslands,
in: Das große Nordfriesland-Buch,
Hamburg, 2000