Vorland & Salzwiesen
Der Wechsel von Ebbe und Flut, von Land und Meer schafft einzigartige
Lebensräume. Das Vorland mit den typischen Salzwiesen markiert den Übergang
vom Watt zum Festland. Die Salzwiesen liegen nur wenig über dem mittleren
Hochwasser und werden daher - abhängig von der Höhe des Anwachses - häufig
von Salzwasser überflutet.
Die
Flut trägt kleinste Schwebeteilchen und Sedimente mit sich, die sich in der
Zeit des Stillstandes zwischen Flut und Ebbe absetzen können. So wächst das
Land an strömungsgünstigen Stellen langsam immer höher, der Anwachs kann 1 cm
jährlich betragen, geschützt hinter dem Reisig der Lahnungen auch viel mehr. Auf
diesem feinen Schlickboden siedeln dann die ersten Pflanzen. Pionierpflanze ist
der Queller, bestens angepasst an ein Leben im Übergang zwischen Meerwasser und
Land. Durch die Wurzeln der Pionierpflanzen wird der Boden gebunden, der Bewuchs
sorgt dafür, das weitere Sedimente sich ablagern können, der Schlickboden
wächst weiter über die Hochwasserlinie an.
Je höher der Boden anwächst, um so mehr Pflanzenarten können sich
ansiedeln, die jetzt entstehenden Salzwiesen werden seltener überflutet. Durch
das Anlegen von Lahnungen (Pfahlreihen, die mit Reisig ausgefüllt sind) und
Grüppen (parallel angelegte Gräben zur Entwässerung) ist immer versucht
worden, den Anwachs zu fördern. So wurde dem Meer Land abgerungen, das nach
entsprechenden Anwachs reif zur Bedeichung war, neue Köge konnten eingedeicht
werden.
Auch heute haben die Vorländer und Salzwiesen eine wichtige Bedeutung für
den Küstenschutz, durch das Auslaufen auf den Vorlandflächen wird den Wellen
viel von ihrer zerstörerischen Kraft genommen. Heute soll durch die Pflege der
Vorlandflächen also nicht neues Land gewonnen werden, sondern die vorhandenen
Deiche sollen geschützt werden. Hinter dieser Funktion trat der Naturschutz
lange Zeit in den Hintergrund. Die Salzwiesen wurden intensiv beweidet,
Schafherden hielten sie kurz - die Artenvielfalt litt darunter allerdings
erheblich.
Die
10.000 Hektar Salzwiesen an der schleswig-holsteinischen Küste und den Halligen
sind aber nicht nur Lebensraum für ca. 250 Arten, die weltweit nur in diesem
kleinen Biotop vorkommen, die Salzwiesen sind Brut- und Rastplätze für viele
Vogelarten. Mehr als 100.000 Brutpaare werden im Nationalpark jährlich
gezählt.
Inzwischen wird das Bild der Salzwiesen auch nicht mehr von weidenden Schafen
geprägt. Untersuchungen im Rahmen des Vorlandmanagements haben ergeben, dass
die Beweidung für den Küstenschutz keine Rolle spielt, auch ohne durch die
Verdichtung durch die Schafe bleibt der Boden fest. Auch die Begrüppung wird
nicht mehr in dem früher üblichen Ausmaß durchgeführt. Ungestört können
nun auf mehr als 45% der Flächen die Vögel brüten, das spezialisierte Leben
zwischen Land und Meer kann sich wieder in ganzer Vielfalt entwickeln.
Pflanzenwelt der Salzwiesen: