Die Nordstrander Vogelkojen
Jedem
Besucher der Insel werden sicherlich die beiden kleinen 'Wäldchen im
alten Koog und im Trendermarschkoog auffallen, deren Bäume sich vom
Wind zerzaust von West nach Ost beugen. Die 'Wäldchen' sind die
teilweise verwilderten Überbleibsel der beiden nach der
Jahrhundertwende auf der Insel angelegten Vogelkojen.
In der Mitte der Kojen befindet sich ein quadratischer Teich mit eng
zulaufenden Seitenarmen an jeder Ecke. Diese Seitenarme waren mit Netzen
abgedeckt und mündeten in einer Reusenanlage, in der die Enten gefangen
wurden. Mit Futter und Lockenten wurden sie in die Fanganlage gelockt.
Das
Geschäft mit den Enten muss in den ersten Jahren recht einträglich
gewesen sein. Allein im Jahr 1923 wurden in der Anlage im
Trendermarschkoog fast 23.500 Enten gefangen. Ähnliche oder höhere
Quoten hatte die Anlage im Alten Koog, bis zu 2.000 Enten sollen dort täglich
gefangen worden sein. Zum großen Teil wurden sie in der Konservenfabrik
eines Anteileigners der Anlage in Wyk auf Föhr zu Konserven
verarbeitet.
Nach
dem Bau des Nordstrander Dammes gingen die Fangquoten erheblich zurück,
die Enten suchten sich keine Ruheplätze auf der Insel mehr, sondern
fanden auf ihrer Durchreise Ruhe im Schutz des neuen Dammes - was für
ihr Überleben wohl auch wesentlich sinnvoller war. Die Vogelkoje im
Alten Koog wurde im 2. Weltkrieg aufgegeben. In der zweiten Anlage
wurden in den fünfziger Jahren zwar noch ca. 4.000 Enten jährlich
gefangen, 1965 wurde aber auch sie aufgegeben und verfiel.
Heute
ist die Anlage im Alten Koog wieder vom Schilf befreit und hergerichtet
worden - allerdings nicht zum Entenfang, sondern zur Beobachtung der Vögel
und der Natur durch die Gäste, die die Vogelkoje während der Saison
besuchen können.
Quelle: Georg
Quedens, Nordstrand, Breklumer Verlag 1977, 4. Auflage 1994