nur deine augen
oder vielleicht der nebelmond

Klaus Bölling

rungholt. fragmente.

haiku & so

wir ufersteher
unverfrorenen blicks
so weit als sei es wahr

was im rosenmeer trieb
als bald der nebel blieb
für immer und ewig

nur deine augen
oder vielleicht der nebelmond
und alles andere

kein wort mehr über die stadt
wasserwellensandgeschichten


was im totenmeer trieb
als weiter nichts mehr blieb
woran glaubst du

was sagt der mond
redet sand das dunkelwort
kopflos wo ist der strand

so weit jenseits der erinnerung
was schreit der mond heut nacht


was flüchtig ist
die vergebliche suche
nach den gerüchen

was immer auch war kein wort
nur dieses lied: du weißt


ach kussertrunken
eis liegt kalt das wintermeer
ach vollmondwellen

und nichts von dem hast du geglaubt
so waren die eisrosentage


das nachtrattenmeer
traumtätowierte alpgesichte
jede mißlungene flucht

sei tag sei nacht
der wellenschlag gedankensprung
sei lebensflucht die zweifelstat 

die hölle ist immer den schritt voraus
sei überdruss und unverstand

sei heute morgen
rosendornen wortgeflecht
dort ist das meer


was im sehnsuchtmeer trieb
als nur das schweigen blieb
dein name lippenbekannt

dunkelheit gefrorene
mondlichtprojektionen
keine nachricht aus der hermetischen welt

bevor die sonne die liebe
geigenschreiend nachtfragment
rückblickend fehlverstand

niemand soll glauben die furcht verlieren
ein weiteres indiz: verschlossene bücher


nichts als weitere lebenssünden
was ist wenn alles nicht wahr
lange bevor wir versunken

manche tage mögen besser sein
und manche nacht erträglich

nichts als weitere lebenslügen
jede sünde die versuchung wert
wunschgeratene vergessenheit

sei meer und tat die rote flut
manche tage mögen spiegel sein
in wellenaugen sinnesrauschen

dann kennst du den weg zur stadt
kein halt auf den gebrochenen deichen


was im nachtmeer trieb
als freiheit hoffnung blieb
nichts ist mehr heilig

dann wenn die sonne
versinkt die schlimme nachricht
nichts neues vom krieg

dort das meer die stadt vielleicht
die schwarzen alptraumvögel
vor die füße gespült in den sand getreten
und alle spuren verwischt.

trau niemals dem schlag der ausgerissenen herzen
kann sein wir finden alte ufer kann sein
die trügerischen spuren enden hier
trau niemals den verratenen worten

irgendwo zwischen ebbe und flut haben wir
den weg verloren damals. danach war jeglicher
plan konkrete tötungsabsicht


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