Liliencron, Detlev von, eigentlich Friedrich Adolf Axel Freiherr von Liliencron, (1844-1909), Schriftsteller. Mit seiner Lyrik beeinflusste er die Dichtung der Jahrhundertwende nachhaltig.
Liliencron wurde am 3. Juni 1844 in Kiel als Sohn eines dänischen Zollbeamten geboren, der wiederum einer verarmten Adelsfamilie entstammte. Nach Abbruch des Gymnasiums besuchte er die Realschule in Erfurt und eine Berliner Kadettenschule. Im Deutschen Krieg (1866) bzw. im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) ausgezeichnet, musste er einige Jahre später wegen Glücksspieles die Armee verlassen. Nach einem Amerika-Aufenthalt, wo er seinen Lebensunterhalt als Sprachlehrer, Klavierspieler und Maler bestritt, kehrte er enttäuscht zurück und trat 1882 in den Verwaltungsdienst. Nach 1887 lebte er als freier Schriftsteller in München und Berlin. Zu seinem Freundeskreis gehörten Richard Dehmel, Elisabeth Förster-Nietzsche und Harry Graf Kessler.
1883 erschien Liliencrons erster Gedichtband Adjutantenritte und andere Gedichte. Nachfolgebände wie Eine Sommerschlacht (1887), Unter flatternden Fahnen (1888) und Der Heidegänger (1893) machten ihn so bekannt, dass er ein Ehrengehalt von Wilhelm II. und die Ehrendoktorwürde der Universität Kiel erhielt. In seinen Gedichten erwies sich Liliencron als Wegbereiter des Naturalismus, bei dessen revolutionärem Organ Die Gesellschaft er mitarbeitete. Daneben trugen seine Natur- und Liebeslyrik mit ihrer sprachsensibel-subjektiven Innerlichkeit deutlich impressionistische Züge. Als eigenes Hauptwerk bezeichnete Liliencron Poggfred, das zweiteilige Kunterbunte Epos in zwölf Cantussen (1896), das später erheblich erweitert wurde. Der Autor starb am 22. Juli 1909 in Alt-Rahlstedt (heute ein Stadtteil Hamburgs) an einer Lungenentzündung.
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Liliencron lebte und arbeitete von März
1882 bis Oktober 1883 als Hardesvogt (leitender Verwaltungsbeamter) auf
der Insel Pellworm. 1882 hat er sein berühmtes Gedicht geschrieben,
dessen sprachliche und lautmalerische Kraft sich besonders beim lauten
Vorlesen erschließt. Allerdings entspricht der Inhalt des Gedichts
nicht unbedingt den historischen Fakten.
So hat die kleine Hafenstadt - auch
wenn sie für die mittelalterlichen Verhältnisse in den friesischen
Uthlanden eine bedeutende Hafen- und auch Handelstadt war - sicherlich
niemals mit Goldblech und Flitter geschmückte Mohren und Syrer gesehen.
Auch Liliencrons Angabe, er sei über Rungholt gefahren ist nicht schlüssig.
Wahrscheinlich ist er mit dem Schiff von Husum nach Pellworm gefahren.
Die Linie führte Ende des 19. Jahrhunderts nördlich an der Insel
Nordstrand vorbei (erst 1906/07 wurde ein erster Damm vom Festland nach
Nordstrand gebaut, der diese Linie unterbrach) - also weit am Gebiet des
historischen Rungholt bei Südfall vorbei.
Wahrscheinlich wurde Liliencron durch
den Rungholtsand zu seiner Ortsangabe inspiriert, der in der Tat - wie
Henningsen in seinem Rungholt-Buch schlüssig darlegt - seit dem 14.
Jahrhundert aus dem Rungholtgebiet nord-ostwärts gewandert ist und
heute auf der Höhe des Nordstrander Ortes Norderhafen (dessen Hafen
durch den Sand völlig versandet ist) zwischen Nordstrand und Pellworm
liegt.
'Trutz, blanke Hans' ist der herausfordernde
Ruf an die Nordsee (den 'blanken Hans'), seine Kraft zu zeigen, dem Deich
zu trotzen. Aufgekommen ist diese Herausforderung an das Meer wohl vor
der verheerenden Flut von 1634, als man die Deiche verstärkt hatte
und sich sicher fühlte - eine trügerische Sicherheit. Ein Rismuner
Deichgraf soll damals den Spaten in den neuen Deich gesteckt haben und
'Trutze nun, blanker Hans' ausgerufen haben. Wenig später hat der
'blanke Hans' dies getan.
Quelle: Hans-Herbert Henningsen, Rungholt - der Weg in die Katastrophe, Band 1 Husum 1998