Die
Zeit, in der es möglich war, spektakuläre Funde im Watt zu machen,
scheint vorbei. Zwar gibt es immer wieder Jahre, in denen plötzlich
ein Brunnenring oder ein Waftrest freigespült wird, Scherben und
Ziegel tauchen ebenfalls auf - meist allerdings aus den
Jahrhunderten nach Rungholt. Viele Spuren haben die Wattenströme
Norderhever und Dwarsloch abgegraben. Rungholt verschwindet - in
diesem Fall aber nicht unter der Decke schützender Sedimente,
sondern für immer.
Sicherlich liegen noch viele Spuren unter dem Wattboden, vor
allem aber unter der Hallig Südfall. Sie zu entdecken ist
allerdings schwierig, Grabungsarbeiten sind im Nationalpark (zum
Glück) nicht erlaubt. So wird vom Mythos Rungholt noch in späteren
Jahrzehnten vieles erhalten bleiben. auch wenn die realen Spuren der
Stadt verschwinden - Rungholt ist wieder aufgetaucht, wirklich
verschwinden kann es jetzt nicht mehr.
Wanderungen zur Hallig Südfall sind von Nordstrand aus möglich,
ebenso Fahrten mit dem Pferdefuhrwerk. Auf Rungholtspuren wird man
dabei kaum stoßen. Wer bei der Wattwanderung trotzdem auf Scherben,
Knochenreste oder andere Fundstücke stößt, die evtl. historisch
sind, sollte genau dokumentieren, wo er sie gefunden hat (Fotos
machen) und den Fund der Gemeindeverwaltung melden (Pflicht!).
Trotz aller Funde und Forschungen - das Wissen über Rungholt
wird immer wage bleiben, Rungholt bleibt ein Mythos, bleibt
geheimnisvoll. Wer auf der Insel Nordstrand am Abend über den Deich
geht, den wind spürt und nichts hört außer Wind, Wellen und den
Vögeln, sieht, wie hinter der Hallig Südfall langsam die sonne im
Meer verschwindet, dort wo einst die Handelsschiffe an der
Rungholter Schleuse anlegten, die Menschen nach einem harten Tag
vielleicht auch der untergehenden Sonne nachsahen, die paar letzten
waren Strahlen aufsogen, kann ein wenig von diesem Geheimnis
spüren. Vieles bleibt hinter dem Deich zurück - hier vor dem Deich
ist alles in Bewegung, verändert sich, nichts ist sicher und auch
die Ruhe trügerisch.
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