Die Nordstrander Häfen
Handel und Seefahrt haben in den Uthlanden schon immer eine Rolle
gespielt. Die legendäre Stadt Rungholt war als Hafenstadt bekannt und
hatte überregionale Handelsbeziehungen. Gehandelt wurde unter anderem
mit dem damals sehr wertvollen Rohstoff Salz, der in Nordfriesland durch
das Verbrennen von Torf und das Auswaschen der Asche gewonnen wurde.
Nach dem Untergang Rungholts erreichten die Schiffe durch das Hevertief
die Insel Alt-Nordstrand.
Von
der Insel Alt-Nordstrand gab es bis zu ihrer Zerstörung 1634 auch drei
Fährverbindungen zum Festland (nach Ockholm, zur Hattstedter Marsch und
nach Ludenberg auf Eiderstedt). Nach dieser Flut entstand die erste
Fährverbindung erst wieder nachdem 1657 der Osterkoog eingedeicht war
und am Siel bei England ein Hafen angelegt wurde. Durch das Engländer
Loch, einen Priel im Watt, war die Verbindung über den Heverstrom nach
Husum möglich. Eine weitere Fährverbindung gab es von einer Warft aus,
die später durch die Bedeichung des Neuen Kooges Teil dieses Kooges
wurde. Diese Fährstelle am Moordeich war nicht tidenabhängig, sie
konnte direkt vom Heverstrom erreicht werden. Allerdings gab es keine
Hafenanlage, die Fährboote konnten auch nicht bis ans Ufer heranfahren.
Die Reisenden wurden mit Fuhrwerken abgeholt.
Der
Hafen bei England bestand über 200 Jahre, erst nach der Eindeichung des
Morsum-Kooges 1866 rückte England ins Innere der Insel. Am Deich des
Morsum-Koogs wurde ein neuer Hafen eingerichtet, Süderhafen entstand
1866/67. Verloren gingen mit der Eindeichung des Morsum-Koogs natürlich
auch die Fährstelle am Moordeich und eine weitere Fährstelle, die vom
1771 eingedeichten Elisabeth-Sophien-Koog mit Plattbooten die Verbindung
nach Husum und zur Arlau-Schleuse sicherstellte. Das Fährhaus auf der
Schlosswarft erhielt später den Namen 'Pharisäer-Krug', weil die
Wirtin Annkathrin Nommensen, die die Wirtschaft von 1893 - 1917
bewirtschaftete, das hochprozentige Getränk besonders gut zubereiten
konnte. Der Krug wurde 1945 durch einen Blitzschlag zerstört.
Nach
der Anlage des Süderhafens wurde von dort der Verkehr mit Husum
aufgenommen. Von Nordstrander Bauern und Geschäftsleuten der Insel und
aus Husum wurde eine Dampfschifffahrtsgesellschaft gegründet, mit einem
ersten einfachen Dampfer wurde der Fracht-, Vieh- und Personentransport
nach Husum aufgenommen. Die 'Nordstrand I' fuhr bis 1889, die
'Nordstrand II' wurde 1926 außer Dienst gestellt, da aufgrund der
Inflation die Wartung des Kessels vernachlässigt worden war. 1927 wurde
die 'Nordstrand III' in Dienst gestellt, 31 m lang und 6 m breit, mit
Kabinen der ersten und zweiten Klasse sowie einem Verschlag für 10
Tiere. Nach dem Ausbau des Lahnungsdamms zu einer festen
Straßenverbindung im Jahr 1935 war es vorbei mit der Dampfschifffahrt
nach Husum. 1936 wurden auch die Frachtfahrten eingestellt.
Süderhafen war auch ein wichtiger Frachthafen, Bau- und Brennstoffe
wurden verschifft und natürlich die Ernte der fruchtbaren Nordstrander
Felder. Zeitweise gab es sogar eine kleine Lorenbahn, die Ziegel aus der
der Ziegelei Süderhafen - heute befindet sich auf dem Gelände die
Süderhafen Töpferei - zum Hafen brachte. 1963 wurde der Hafen
ausgebaut und erhielt das Getreidesilo, das inzwischen zu einem
Wahrzeichen der Insel geworden ist. Ende der 1980er Jahre wurde
allerdings auch dieser Verkehr auf die Straße verlegt.
Der
Norderhafen auf der Seeseite der Insel hatte nie die Bedeutung die
Sielhäfen auf der anderen Inselseite. Der Norderhafen entstand Ende des
17. Jahrhunderts. Zudem verlandete die Zufahrt, die durch einen Priel
zur Holmer Fähre - einem Wattenstrom der zur Norderhever führt
-gewährleistet war durch den wandernden Rungholtsand.
1958 wurde der Hafen Strucklahnungshörn erbaut, der durch den Fuhle
Schlot gut erreichbar war. Er entwickelte sich zu Nordstrands
wichtigstem Hafen. Von hier fahren die Fähren zur Nachbarinsel
Pellworm. Während der Saison ist Strucklahnungshörn Standort der
Adler-Schiffe, die Ausflugsfahrten in die Halligwelt durchführen.
Außerdem ist Strucklahnungshörn Rettungsstation der Deutschen
Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Hier liegt der Seenotkreuzer
Vormann Leiss.
Quelle: Georg
Quedens, Nordstrand, Breklumer Verlag 1977, 4. Auflage 1994