Am
16. Januar 1362 endet die Geschichte der Hafenstadt Rungholt. wie
lange sie wirklich gedauert hat, ist unsicher. Sehr lange wird es
aber nicht gewesen sein. Die Geschichte Rungholts endet mit der
ersten groten Mandränke - schon der Name dieser Flut zeigt, dass
sie über die bisher gekannten Sturmfluten hinausgeht. Die
Mandränke - viele Menschen wurden ertränkt.
Die vorausgehenden Fluten hatten zum Teil mit dazu beigetragen,
dass Rungholt überhaupt zu einer florierenden Hafenstadt werden
konnte, mit der Zerstörung dieser Fluten gruben sich die Seegatten
Fallstief und Heverstrom immer näher an Rungholt heran und
ermöglichten die gute Erreichbarkeit seines wahrscheinlich an der
Rungholtschleuse gelegenen Hafens. Am 16. Januar 1362 beendeten
diese beiden Seegatten Rungholts Existenz.
Die Flut begann am 15. Januar, erreichte am 16. Januar - dem Tag
Marcelli Pontificis, nach welchem sie auch den Namen Marcellusflut
erhielt - ihren Höhepunkt und fiel erst am 17. Januar wieder ab.
Dies ergibt sich zumindest aus den Angaben späterer Chronisten, die
sich meist mit der Bezeichnung Marcellusflut einig sind, das Jahr
aber teilweise auf 1300 festlegen. Henningsen zeigt in seinem Buch
über Rungholt, dass die meisten Indizien für das Jahr 1362
sprechen (z. B. Urkunden aus den vorhergehenden Jahren und der
nachgewiesene Verlust des Siegels der Edomsharde im Jahr 1362).
Natürlich variieren auch die später aufgeschriebenen Angaben
über die Menschenverluste - dass sie hoch waren zeigt der Name
Mandränke. Allerdings war die Bevölkerung der Uthlande schon vor
der Flut durch die Zeiten der Pest stark dezimiert, 1354 zog der
dänische König Waldemar Atterdag gegen die Uthlande, insbesondere
die Pellwormharde, um Abgabenforderungen durchzusetzen. Für Nordstrand
wird häufig der Verlust von 7000 Menschenleben angeben - eine Zahl
die aufgrund der vorhergehenden Verluste laut Henningsen
wahrscheinlich zu hoch gegriffen ist.
Die
erste grote Mandränke war eine besonders schlimme Flut, sie dauerte
besonders lange, die Höhe der Flut übertraf alle bisherigen Fluten
(lt. Henningsen ca. 2,40 Meter über der damals üblichen
Deichhöhe). Auch die besten Deiche hätten zur damaligen Zeit einer
solchen Flut nicht widerstanden. Möglich werden solche Fluthöhen
durch ausgeprägte Sturmtiefs und starke Nordweststürme, die das
Wasser in die Deutsche Bucht drücken und auch bei Ebbe kaum zu
einem Abflachen des Flutbergs führen. Die nächste auflaufende Flut
erhöht den Wasserstand erneut. Insbesondere langanhaltende Stürme
aus Nordwest fördern diesen Effekt, auf dem die schlimmsten Fluten
an der Nordseeküste beruhen - wahrscheinlich auch die im Januar
1362, der viele weitere folgten.
Teile der Edomsharde wurden nach der Flut wieder besiedelt,
Halligen entstanden neu über den zerstörten Flächen. aber
Rungholt blieb für immer zerstört, das Fallstief sorgte dafür,
dass die Insel Alt-Nordstrand mit ihrer typischen Hufeisenform
entstand - bis 300 Jahre später die zweite
grote Mandränke erneut zu dramatischen Veränderungen führte.
Quelle: Hans-Herbert Henningsen, Rungholt
- der Weg in die Katastrophe, Band 1 Husum 1998, Band 2 Husum
2000
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