Die Seepocke

Sicherlich kennen Sie die kleinen weißen Kegel aus Kalk, die auf jeder Hafenmauer, auf Muschelschalen, Steinen und Krebsen wachsen. Aber haben Sie sich schon mal klargemacht, dass diese scharfkantige Kruste eine Krebskolonie ist? Und haben Sie schon mal überlegt, wie die Seepocken eigentlich dorthin kommen?

Seepocken gehören zur weltweit verbreiteten Gruppe der Rankenfußkrebse. Sie durchleben wie die meisten anderen Krebse ein freischwimmendes Larvenstadium im Plankton und setzen sich dann an Hartsubstraten fest. Jede Larve trifft im Augenblick der Anheftung die wichtigste Entscheidung ihres Lebens. Den einmal gewählten Wohnort kann sie nie mehr lebend verlassen. Und dieser Moment der Ansiedlung ist für Millionen von Seepöckchen jetzt im April. Später im Jahr treten nur noch wenige Larven auf.

Bevorzugte Siedlungssubstrate sind Stellen, wo schon Seepocken wohnen. Schließlich sind die Tiere zur Fortpflanzung auf Artgenossen angewiesen, und die dürfen nicht weiter entfernt sein, als der Penis lang ist.

Wie leben Seepocken?
Anstelle von Beinen und Scheren besitzen die Seepocken fächerförmige "Rankenfüße", mit denen sie feine Schwebstoffe und Planktonorganismen aus dem Seewasser filtern. Selbst in der Spritzwasserzone, wo nur wenige Stunden täglich die Gischt anbrandet, können manche Seepocken überleben, bei uns vor allem die Sternseepocke. Solange sie trocken liegen, können Seepocken Luftsauerstoff atmen. Erst bei extremer Austrocknung verschließen sie mit ihrem vierteiligen Deckel das Gehäuse.

Feinde der Seepocken sind Krebse, Seeigel und räuberische Schnecken. In Eiswintern sind mitunter Meerstrandläufer und Steinwälzer zu beobachten, wie sie Seepocken von Steinen picken. Einzelne Seepockenarten, besonders die Australische Seepocke, sind auch frost-empfindlich und sterben in Eiswintern ab.

Hätten Sie gedacht, dass...

  • die wissensch. Bezeichnung Balanidae "Nuss" bedeutet, sich also auf die harte Schale bezieht?
  • es im Wattenmeer vier, in Deutschland insgesamt sieben Seepockenarten gibt?
  • die Wände der Seepockengehäuse aus 4 oder 6 Platten bestehen, die an der unteren Kante durch Kalkanlagerung vergrößert werden?
  • man unsere Seepockenarten allein an der Form ihrer Deckelklappen unterscheiden kann?
  • die Seepocken sich innerhalb des Gehäuses wie normale Krebse noch regelmäßig häuten müssen?
  • Seepocken Zwitter sind, sich aber nicht selbst befruchten können? Ihr Penis ist fast dreimal so lang wie ihr Schalendurchmesser.
  • die Brackwasserseepocke nicht nur in der Ostsee, sondern sogar im Mittellandkanal lebt, wo er durch eingeleitetes Weserwasser versalzen ist?
  • die Ansiedlung von Seepocken an Schiffen stark bremsend wirkt und deshalb mit hochgiftigen "Antifoulinganstrichen" bekämpft wird, was zum lokalen Aussterben vieler Meeresschnecken führt?

Quelle: Schutzstation Wattenmeer

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siehe Tiere & Pflanzen des Monats auf der
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© by Klaus Bölling