Die Nordseegarnele
Wer im Juli im Watt einen Moment ruhig verharrt und in die von der Sonne erwärmten
Wattpfützen schaut, wird sie schon bald entdecken: Heerscharen von wenige
Millimeter langen Garnelen. Sie sind sandfarben oder durchsichtig und huschen
unauffällig mit kurzen Schwimmstössen am Boden umher. Droht Gefahr, vergraben
sie sich augenblicklich im Sand oder schnellen mit kräftigen Schwanzschlägen
davon.
Diese
jungen Garnelen sind der diesjährige Nachwuchs. Sie nutzen die warmen
Flachwasserzonen des Wattenmeeres, um hier schnell heranzuwachsen. Innerhalb
weniger Wochen erreichen sie eine Länge von 3 cm. Dann sind sie so groß, dass
sie sich im Sand der Wattpfützen nicht mehr gut verstecken können. Sie
beginnen daher schon bald mit einer Wanderung im Gezeitenrhythmus: Mit der Flut
auf die Wattflächen hinauf, mit der Ebbe wieder zurück in die Priele. Wegen
ihres massenhaften Auftretens ist die Garnele sowohl als Räuber als auch als
Beutetier eine Schlüsselart im ökologischen Gefüge des Wattenmeeres.
Wie lebt die Garnele?
Wie viele andere Tierarten nutzen Garnelen das Wattenmeer nur in der warmen
Jahreszeit. Im Herbst wandern sie ins Tiefwasser ab. Die Garnele ist ein guter
Futterverwerter und wächst mit einer Kost aus Würmern und anderen kleinen
Bodentieren schnell auf bis zu 8 cm heran. Trotz ihrer kleinen Scheren ist sie
ein gefräßiger Räuber und knabbert sogar Wattwanderern an den Füssen, wenn
diese geduldig in einem Priel verharren. Kleine Garnelen sind wahrscheinlich im
1. Jahr Männchen und werden im 2. und 3. Jahr zu Weibchen. Sie legen pro Saison
bis zu 14.000 Eier, die sie unter dem Bauch umhertragen. Die winzigen Larven
treiben einige Wochen im Plankton umher und gehen mit 5 mm Größe im Watt zum
Bodenleben über. Vögel, Fische, junge Seehunde und Fischer machen intensiv
Jagd auf die Garnelen.
Hätten Sie gedacht, dass...
- die Nordsee- oder Sandgarnele auch Porre, Krabbe oder Granat genannt wird?
- es noch weitere Garnelenarten an der Küste gibt, z.B. die durchsichtige
Brackwassergarnele und die zierlichen Schwebegarnelen?
- ein Brötchen mit gepulten Garnelen zwar "Krabbenbrötchen" heißt,
dass Krabben aber eigentlich die runden Krebse mit den kräftigen Scheren
sind?
- lebende Garnelen ihre Farbe schnell ändern können, indem sich Farbpunkte
in ihrer Haut ausdehnen oder zusammenziehen?
- die rosa Färbung gekochter Garnelen (und anderer Krebse) durch die Zerstörung
eines Farbstoffes entsteht, der im Leben blauschwarz ist?
- jährlich in der Nordsee etwa 25.000 t Garnelen gefangen werden, davon
10.000 t in Deutschland?
- das Krabbenpulen heute nicht mehr in Heimarbeit erfolgt, sondern in Polen
oder Marokko?
- weltweit immer mehr Garnelen (Shrimps) gefangen und gegessen werden, weil
die Raubfische, die früher die Garnelen fraßen, bereits "alle"
sind?
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