Hombergs Stadtkirche St. Marien
Weithin
sichtbar ragt die Marienkirche über die Dächer der mächtigen um den
Marktplatz liegenden Häuser hinaus. Die Lage am Hang hat den Bau der
Kirche erschwert, ihre Standort auf einer Terrasse über dem Marktplatz
führt aber auch zu ihrer herausragenden Position und prägt das Bild der
Stadt Homberg.
Es wird angenommen, dass der Kirchenbau auf einen
fränkischen Vorgängerbau aus der Zeit vor dem Jahr 900 zurückgeht. Für
die Zeit um das Jahr 1000 ist eine romanische Vorkirche nachgewiesen, im
12. Jahrhundert besteht eine romanische Basilika, die im 13. Jahrhundert
aufgrund eines Bergrutsches einstürzt. Der Neubau wird daher nicht
direkt auf den alten Fundamenten ausgeführt.
In
der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgt ein Um- und Neubau der
Kirche im spätgotischen Stil, der die Kirche heute prägt. 1374 erfolgt
der Bau des Kirchturms durch den Kirchenbaumeister Heinrich von
Hesserode. Das prächtige Westportal der Kirche ist ein Werk des
Baumeisters Tyle von Frankenberg. Die Größe der Kirche zeigt das
wachsende Selbstbewusstsein und die zunehmende wirtschaftliche Kraft des
Stadtbürgertums.
Im Dreißigjährigen Krieg besetzen die Kaiserlichen unter
Piccolomini 1640 die Stadt. Es kommt zu großen Zerstörungen in der
Stadt, die zum katholischen Lager gehörenden Truppen waren der
Reformationsstadt sicherlich nicht gnädig gesonnen. In diesem Jahr
werden der Turm und das Langhaus der Kirche durch Sprengung und Brand
zum Einsturz gebracht.
Schon 1641
wird mit der Sicherung der Ruine und dem Wiederaufbau von Turm und Kirche begonnen.
Hierzu dürfen mit Erlaubnis der Landgräfin Amalia Elisabeth im ganzen
land Spenden gesammelt werden. Die Arbeiten
dauern ein Jahrhundert und werden erst im Jahr 1746 abgeschlossen. Der
Turm ist nun gedrungener als auf den ursprünglichen Darstellungen, das
Oktogon oberhalb der Altane war eigentlich wesentlich höher. Das Oktogon
erhält eine barocke (welsche) Haube, die sich vom ursprünglichen,
schlankeren Aussehen der
Kirche, wie es z.B. auf den Darstellungen Dilichs zu sehen ist,
unterscheidet.
Im Zuge des Wiederaufbaus des Kirchturms wird oberhalb
der Altane im Oktogon auch eine Türmerwohnung eingerichtet, die 1687
bezogen wird. Der Türmer hatte mit seiner Familie die Aufgabe, für die
Sicherheit der Stadt zur sorgen. Er musste auf ausbrechende Feuer achten
und vor heranziehenden Feinden warnen. Und er musste mit seinem Horn die
Zeit blasen. Bis 1837 wohnte und wachte hier oben über den Dächern der
Stadt der Türmer.
Seit
die Türmerwohnung vor einigen Jahren renoviert wurde - der Turm wurde
zuvor von der Feuerwehr mit Atemschutz vom Traubendreck befreit - können
Turm und Türmerwohnung an manchen Tagen besucht werden. Der Aufstieg
über die enge Wendeltreppe lohnt sich und wird mit einem grandiosen
Ausblick auf die Dächer der Stadt und weit ins umliegende Land und den
Anekdoten des Türmers Fritz Dreytza belohnt.
Quellen: Dr. Fritz Luckhard, Homberg von
den Anfängen bis 1648, Homberg 1984, Erich Kaiser, Geschichte der Stadt
Homberg 1648 - 1920, Homberg 1982
InternetBilderbuch: Hoch über den Dächern der Stadt - ein Besuch beim
Türmer